Wer wir sind

Seit 1997 ist Klein Jasedow – ein Dorf im Lassaner Winkel gegenüber der Insel Usedom – ein Ort des Lernens und Forschens. Uns bewegt die Frage: Wie können wir Fundamente für ein »gutes Leben« legen, das die planetaren Grenzen respektiert? Angesichts weltweiter Krisen und Katastrophen scheint es uns essenziell zu sein, Lebensweisen anzustreben, die sich nach anderen Mustern richten als nach denjenigen, die das Prinzip der Ausbeutung fortsetzen – global und lokal. Wie kann es gelingen, dass Teilen, Schenken, Maßhalten, Regenerieren und Pflegen zu Selbstverständlichkeiten des Lebens werden?
Wir sind ein gemeinschaftlicher Zusammenhang von vier Dutzend Menschen in allen Lebensaltern, die in Klein Jasedow und seiner Umgebung zu Hause sind. Über die Jahre hinweg sind hier eine Reihe von sozio-öko-kulturellen Projekten entstanden. Dazu gehören:

  • eine Allmendewerkstatt für Holzbearbeitung;
  • eine Campwiese mit einem Lehm-Stroh-Fachwerkhaus;
  • die demokratische »Kleine Dorfschule Lassaner Winkel«;
  • ein »Klanghaus«, in dem Konzerte, Studiengänge und Seminare stattfinden.

Diese Projekte werden von unserer Akademie der Heilenden Künste, einer staatlich anerkannten Weiterbildungsstätte, getragen.

Außerdem betreiben wir einige Wirtschaftsunternehmen, wie

Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, ein Aktionsbündnis von führenden Bio-Unternehmen unter dem Motto »Ackergifte? Nein danke!« hat ebenfalls seinen Sitz in Klein Jasedow.

Obwohl in den vergangenen 25 Jahren vieles aufgebaut werden konnte, steht anderes noch am Anfang: Alte Ställe, die derzeit als Lager genutzt werden, könnten zum Beispiel Werkstätten beherbergen. In Dachböden könnten Ateliers einziehen. In kleinen Festivals auf der Campwiese könnten wir unsere Fragen bewegen und uns mit anderen vernetzen. Große wie kleinste Wohnhäuser könnten geplant und gebaut werden. Feldfrüchte könnten angebaut und fruchttragende Bäume beerntet werden. Die Schule erweitert sich und benötigt einen Neubau …

Klein Jasedow ist ein weltoffener Ort. Es geht uns nicht darum, ein »fröhliches Landleben« auf einer abgeschotteten Insel inmitten einer scheiternden Zivilisation zu führen. Mit jedem Liter Erdöl, den unsere Traktoren verbrennen, sind wir mit dem industriellen Drama verbunden. In unseren Computern steckt die gesamte Komplexität der globalisierten Warenströme und all das Leid, das diese hervorrufen. Die Suche nach einer lebensfördernden Art des Wirtschaftens kann nur pragmatisch vor unserer eigenen Haustür beginnen: Dort liegen unsere Gärten, Äcker und Felder. Was säen und pflanzen wir hier, wenn im Sommer kaum noch Regen fällt? Wie regenerieren wir die von der Agrarindustrie ausgebeuteten Böden? Lassen sich Werkzeuge, die wir nutzen, auf eine post-fossile Weise herstellen? Können wir dazu beitragen, dass in unserer Region eine vielfältige regionale Ökonomie entsteht? Welchen Beitrag können die Künste zu diesen praktischen Herausforderungen leisten? Solche Fragen sind verbunden mit derjenigen nach einer lebendigen Kultur, in der die Menschen gemeinschaftlich und friedlich zusammenwirken. Welche Haltungen und Fähigkeiten sind dafür notwendig? Der Prozess des Neuerfindens einer im umfassenden Sinn lebensfördernden Kultur scheint uns ein zutiefst künstlerischer zu sein. In diesem Sinn ist eine musikalische Improvisation im Klein Jasedower »Klanghaus« unmittelbar mit einem Spatenstich auf dem Acker verbunden.

Im Jahr 2023 öffnen wir unseren Lernort erstmals für Menschen, die einen Zeitbogen von etwa einem halben Jahr in Klein Jasedow verbringen möchten. Wir laden ein, dort einer eigenen Fragestellung nachzugehen: Welcher Aspekt des »guten Lebens« interessiert dich brennend? Was möchtest du – eingebettet in die Zusammenhänge vor Ort – ausprobieren, erforschen, praktisch umsetzen?

Wenn du in diesem Sinn mit uns lernen und forschen möchtest, wenn du dafür brennst, dein eigenes Potenzial mit den Notwendigkeiten dieser herausfordernden Zeit zu verbinden, freuen wir uns, von dir zu hören.

Dezember 2022

Die Crew des Lernorts Klein Jasedow